„Die Frage ist so gut, dass ich sie nicht durch meine Antwort verderben möchte.“ Robert Koch

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Das Kinderhaus Kunterbunt in Hüttenberg hat mit seinem “Wasser-Projekt” den ersten Bildungspreis des Lahn-Dill-Kreises erhalten.

Projekt: Bildung zur nachhaltigen Entwicklung – Thema: Wasser

Eine gesunde Umwelt ist die Basis für ein gutes Leben. Damit die Umwelt und die Lebensgrundlagen erhalten bleiben und Wertschätzung erfahren, ist es notwendig, dass bereits junge Kinder ausreichend Zeit bekommen diese mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu erforschen. Wasser ist eine unserer wesentlichen Lebensgrundlagen und damit ein elementares Thema im Hinblick auf Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Grundlage dieses Projektes war die Frage eines Vorschulkindes. Im Laufe des Projektes entwickelten sich viele weitere Forscherfragen. Die Kinder des Kinderhauses Kunterbunt haben ihre eigene Lernentwicklung mitgestaltet. Lernen hatte stets einen Alltagsbezug für die Kinder und wurde als Prozess wahrgenommen. Lernen fand in Zusammenarbeit statt. Alle Beteiligten tauschten ihr Wissen sowie ihre Hypothesen aus, suchten nach Lösungen und handelten Bedeutungen aus.

Unsere Bildungsziele:

        –  Bewusstsein schaffen für den Lebensraum Wasser

        – Wertschätzende Haltung im Umgang mit Wasser vermitteln

Zielgruppe: 25 Kindergartenkinder des Kinderhaus Kunterbunt, im Alter von drei bis sechs Jahren.

Forscherfrage von Liam, 6 Jahre alt, beim Händewaschen: „Kommt eigentlich unendlich viel Wasser aus dem Wasserhahn?“

Eine interessante Frage, die wir in den nächsten Gesprächskreis an die Kindergartenkinder weitergegeben haben. Die Gruppe bestehend aus 25 Mädchen und Jungen, war sich nicht ganz sicher. Erste Hypothesen wurden gebildet, doch die Meinungen gingen deutlich auseinander. Weitere Fragen taten sich auf: Woher kommt das Wasser? Haben alle Menschen Wasserhähne?

Frau Möglich (Projektleiterin): Woher bekommen wir Antworten darauf?

Vorschlag der Kinder: Wir schauen im Internet!

Aktion: Gemeinsame Recherche im Internet: Die Kinder sind besonders interessiert an Bildern von Frauen aus Afrika, welche das Wasser in Gefäßen auf dem Kopf tragen.

Fragen: Woher holen die Frauen das Wasser? Wo kann man Wasser holen?

Frau Möglich: Wie bekommen wir das raus?

Aktion: Liam bringt seinen Globus mit. Wir schauen gemeinsam, wo es auf dieser Erde Wasser gibt. Die Kinder sind sich einig, dass es genug Wasser gibt.

Frau Möglich erklärt den Kindern, dass man allerdings nicht alles Wasser trinken kann. Das Wasser in den großen Meeren ist sehr salzig. Einige Kinder berichten von ihren Erfahrungen aus dem Urlaub am Meer. Einige Kinder möchten ausprobieren, wie salziges Wasser schmeckt?

Aktion: Die Kinder rühren sich etwas Salz ins Wasser und trinken es. Sie kommen zu dem Entschluss, dass ihnen das normale (süße) Wasser besser schmeckt.

Matilda, welche großes Interesse am Thema zeigt, berichtet im nächsten Gesprächskreis, dass sie zu Hause Wasser sparen.

Frau Möglich fragt nach, wie sie das zu Hause machen?

Matilda erzählt der Gruppe, dass sie beim Zähneputzen das Wasser nicht mehr einfach laufen lassen, sondern immer abstellen, damit nicht so viel wegfließt. Gemeinsam überlegen die Kinder, wieviel Wasser wohl beim Händewaschen wegfließt.

Aktion: Die Kinder stellen eine Schüssel ins Waschbecken und fangen das Wasser von einmal Händewaschen, ohne den Wasserhahn beim Einseifen zuzudrehen auf und einmal mit Wasserhahn zudrehen. Der Unterschied ist beachtlich und für die Kinder leicht erkennbar.

Aktion: Beim wöchentlichen Wandertag kommt die Gruppe am Schwingbach vorbei.

Felix ist der Meinung, dass hier doch ganz viel Wasser ist.

Seine Frage: Kann man damit auch Zähneputzen?

Wir merken uns die Frage, besprechen Sie mit den Kindern und nehmen beim nächsten Wandertag Reagenzgläser und Flaschen aus unserem Forscherraum mit an den Bach.

Aktion: Mit Gummistiefeln und Regenhosen bekleidet gehen die Kinder in den Bach und sammeln Wasserproben. Einige Kinder haben zusätzlich die Idee auch Wasser aus Pfützen in die Kita mitzunehmen. Zurück in der Kita betrachten wir gemeinsam unsere Wasserproben.

Fazit der Kinder: Das Wasser ist schmutzig, damit können wir keine Zähne putzen.

Frage eines Kindes: Können wir das wieder sauber machen?

Ein Kind weiß bereits, dass man schmutziges Wasser filtern kann. Aktion: Die Kinder schütten das Wasser durch ein feines Sieb.

Fazit der Kinder: Das Wasser ist noch immer bräunlich.

Aktion: Wir schütten das zuvor „gesiebte“ Wasser durch einen Kaffeefilter.

Fazit der Kinder: Das gefilterte Wasser ist hell und klar. (Wir erklären den Kindern, dass man damit trotzdem keine Zähne putzen sollte, da es darin klitzekleine Teilchen gibt, die wir nicht sehen, welche das Wasser aber trotzdem verschmutzen.) (In Planung: Besuch der örtlichen Kläranlage)

Der Bach wird für die Gruppe zu einem der beliebtesten Spielplätze. Im Laufe der Zeit fällt einigen Kindern beim Durchqueren des Baches auf, dass der Wasserstand mal höher und mal tiefer ist.

Frage: Wieso ist das so?

Frau Möglich lässt die Kinder Hypothesen bilden. Die Kinder haben die Idee den Wasserstand des Baches zu messen. Frau Möglich bittet die Kinder zu überlegen, wie sie das machen könnten. Felix kommt auf die Idee einen Stock ins Wasser zu halten und zu schauen wie hoch das Wasser geht.

Aktion: Die Gruppe geht regelmäßig zum Bach. Misst die Wassertiefe. Markiert den Stock. Misst in der Kita mit einem Lineal nach und dokumentiert die aktuellen Messstände. Den Kindern fällt auf, dass der Bach immer flacher wird. Der Messpegel sinkt.

Frage: Wie kommt das?

Aktion: Frau Möglich füllt einen Teller mit Wasser. Diesen stellt sie gemeinsam mit den Kindern für einige Tage in die pralle Sonne. Neben den gefüllten Teller legt sie ein großes, grünes Rhabarberblatt und bittet die Kinder in den kommenden Tagen zu beobachten, ob und wie sich etwas verändert.

Fazit aus den Beobachtungen der Kinder: Das Wasser aus dem Teller ist verschwunden und unser grünes Rhabarberblatt ist bräunlich und welk. Zum Vergleich legt Frau Möglich ein frisches Rhabarberblatt daneben und lässt die Kinder fühlen. Gemeinsam überlegt die Gruppe was passiert ist. Einige Kinder stellen die Hypothese auf, dass das Wasser durch die Hitze der Sonne verschwunden ist.

Frau Möglich bietet den Kindern an dies zu überprüfen.

Aktion: Gemeinsam füllen sie etwas Wasser in einen Wasserkocher. Schon bald steigt Dampf aus dem Wasserkocher auf und verschwindet im Raum. Ein Kind möchte den Dampf einfangen und hält ein Blatt Papier über den Wasserkocher. Der Junge merkt schnell, wie das Papier feucht wird.

Zur Vertiefung dieses Lernprozesses erklärt Frau Möglich den Kindern anhand von Schaubildern den Wasserkreislauf.

Das Projekt „Wasser“, welches sich aus Liams Forscherfrage entwickelt hat ist noch lange nicht beendet. Viele Fragen sind noch offen. Nicht alle Aktionen, welche gemeinsam durchgeführt wurden, konnten hier beschrieben werden. Gemeinsam haben sich die Kinder sowie die pädagogischen Fachkräfte auf den Weg begeben, um zu lernen. Verschiedene Bildungsbereiche aus den Bereichen BNE, MINT, Sprache, Medienerziehung…können hier verbunden werden… und das mit viel Spaß und echtem Forschergeist!

Kinderhaus Kunterbunt

Am Wehr 2-4

35625 Hüttenberg

Mail: leitung.kiga.kunterbunt@huettenberg.de

Tel.: 06403-2725

Ansprechpartnerinnen:

Einrichtungsleitung/ Dokumentation: Mirjam Fräßdorf

Projektleitung: Karin Möglich